Rezension zu: Simone Martini, Alltagsleben im Römischen Reich. Stadt - Land
- Militär: Geschichtsunterricht praktisch 2018 (24 Seiten) ISBN:
978-3-7344-0717-8 (9,90 €).-
Das Heft „Alltagsleben im Römischen Reich“ der promovierten Archäologin Simone
Martini ist in der Reihe „Geschichtsunterricht praktisch“ erschienen.
Ausgewiesen ist es für die Sekundarstufe I und II. Folglich kommen
Anfangsklassen im Geschichtsunterricht, Kurse im Fach Geschichte am Beginn der
Oberstufe sowie Lateinlerngruppen in der späteren Sekundarstufe I, die mit dem
Material das Thema „Kultur“ ergänzen können, für die Verwendung des Heftes
infrage.
Es gliedert sich in zwei große Kapitel „Leben auf dem Land“ und „Stadtleben im
Alten Rom“ sowie zwei kleinere Kapitel zum römischen Militär und zur
Arbeitsweise der Archäologie, ferner werden eine Leistungsüberprüfung mit
Lösungsvorschlag (allerdings mit irritierender Zeilenzählung) und ein
umfassendes und aktuelles Verzeichnis von Literatur und Quellen angeboten.
Der Ansatz des Heftes ist strukturgeschichtlich. Es enthält eine Vielzahl von
weniger oder kaum bekannten Quellen, die das Alltagsleben illustrieren wie eine
Homilie des Johannes Chrysostomos über das Bauernleben, die Beschwerden Senecas
über das laute Stadtleben, die Ankündigung einer Tierhetze in Pompeji oder eine
Grabinschrift über einen von einem Sklaven getöteten Viehhirten. Das Heft
leistet fundierte Durchblicke zum Thema mithilfe der Materialien, methodisch
vielfältige Erschließungsmöglichkeiten in Aufträgen und Fragestellungen und eine
mehrfache Untergliederung, die auch eine Auswahl des Gebotenen entsprechend
Unterrichtseinsatz und Situation vor Ort ermöglicht.
Die Textlänge ist meist auf die Sekundarstufe I abgestimmt. Es wechseln sich
Quellentexte, auch in eigener Übersetzung, und Verfassertexte ab, zahlreiche
Abbildungen schaffen eine verständliche Vorstellung zum Thema Alltag, die
Aufgaben werden in unterschiedlichen Kompetenzstufen formuliert, in Einzelfällen
fordern sie auch zur Handlungsorientierung, zum Konstruieren eigener Lösungen
und zur historischen Imagination auf. Ambitioniert ist die in Jahrgangsstufe
10/11 angesiedelte Überprüfung, die eine Auseinandersetzung von Pachtbauern
unterschiedlicher Herkunft mit Großpächtern thematisiert. Anschaulich ist zudem
der Abschnitt über die Arbeitsweise der Archäologie, deren Vorgehensweise am
Beispiel der Erforschung des römischen Straßennetzes aufgezeigt wird.
Das kleine Heft stellt mit attraktiver Aufmachung, sehr gutem und unverbrauchtem
Quellenmaterial, das auch weniger bekannte Aspekte wie die römische Feuerwehr
oder die Technik des Mahlens einschließt, und den sorgfältig ausgearbeiteten
Aufgaben ohne Zweifel eine Bereicherung des eher knappen Angebots in der
Alltagsgeschichte dar. Es bleibt allerdings der Eindruck, dass die
Seitenbegrenzung der Reihe angesichts des fachlichen Fundus, aus dem die Autorin
schöpft, hier auch Grenzen setzte, einzelne Aspekte etwa zu Kult und Religion im
Alltag oder zum römischen Militär zu vertiefen.
Otmar Nieß, Trier
Die Rezension ist auch in der gfh 1/2019 erschienen.